Olbernhauer Anthrazithkohle, bekannt unter dem Namen Glanzkohle

Quelle: Paul Roder, Günther Arnold

Sie wurde bis 1924 in Brandov CSR (Bezirk Most) bei Olbernhau, zwischen Natzschung und Schweinitz, abgebaut. In einer durch Verwerfung gebildeten Mulde liegen 4 Flöze unregelmäßig verteilt. Das mächtigste Flöz ist 1,75m bis 2,00m stark.

Erste Schürfungen erfolgten 1851. Sie waren zunächst ergebnislos. Ab 1854 zeigten die Schürfungen einigen Erfolg. Es wurden täglich 2-3 Bergleute beschäftigt. Der Abbau erfolgte in der Gabriela Zeche.

1861 stieg die Zahl der Bergleute auf 13. Die Nachfrage nach der Glanzkohle war groß. Da dies besonders in Sachsen der Fall war, erfolgte die Ausfuhr auch hauptsächlich dorthin.

Hierauf ging die Kohleförderung wieder zurück. 1893 wurde die Zeche an den mecklenburgischen Gutsbesitzer Johannes Schluzius verkauft. Wieder stieg die Förderung des Kohleabbaus an. 92 Beschäftigte. Ausfuhr der Produktion erfolgte wiederum hauptsächlich nach Sachsen und zeigte zunehmende Tendenz. Die Firma nannte sich: „Olbernhauer Anthrazitwerke Gabriela-Zeche Brandau und ihre Produkte“.

Neue Bohrungen waren erfolgreich und zwar an verschiedenen Stellen des Kohlebeckens.

Errichtung des „Johannes-Schachtes“ (30m Tiefe).

Gründung des Brandauer Ortsteiles „Kolonie“, die Firma besitzt 13 Häuser. Anwachsen der Bevölkerung von 1870 bis 1910 von 985 auf 2484 Einwohner. Volle Arbeit, auch Sonn- und Feiertags. 200 Arbeiter werden beschäftigt. Besonders gute Ergebnisse bringt die Gabriela-Zeche in 60m Tiefe. Mächtigkeit des Flözes 2m.

1906 Anlage eines neuen Schachtes „Glückauf-Schacht“. Neue Anlage am Olbernhauer Bahnhof Grünthal mit Separation, Kohlenwäsche und Briketterzeugung. Die Schächte werden mit der Olbernhauer Anlage durch eine Drahtseilbahn verbunden. Die gesamte Kohleförderung wurde nach Olbernhau transportiert. Abnehmer waren Interessenten in ganz Deutschland. Dann aber der Niedergang des Unternehmens. 1910 noch 172 Beschäftigte. 1911 stirbt der Besitzer Johannes Schluzius, das Werk wird durch seine Frau Klara Schlutius und zwei unmündige Söhne weitergeführt.

Ungünstige Einwirkung des Kriegsbeginns 1914. Sperrung der Grenzen, Deponierung der Kohle. Es ergibt sich auch keine wesentliche Besserung, als die Kohle für Kriegszwecke an die Industrie abgeführt wird. Abnahme der Mächtigkeit der Flöze bis auf 40-80cm. Nach Kriegsende blieben die Zechen zunächst bis 1921 in Betrieb. Dann Stillegung, vor allem auch wegen der Schwäche der Mark. 1921 bis 1924 wieder Förderung von Kohle mit 120-140 Beschäftigten. Rückgang auf 7500t. Überschuldung des Betriebes, besonders durch Steuerschulden an den tschechischen Staat. Arbeitslosigkeit zwingt zur Wiederaufnahme der Arbeit. (Streichung eines Teils der Steuerschulden). 3 Flöze waren nun abgebaut, ein 4.tes Flöz zeigte nur 5-10cm Mächtigkeit, war also nicht abbauwürdig. Finanzielle Schwierigkeiten ergaben sich weiter. Die Arbeiter streikten. 1924 wurde das Werk liquidiert und es daraufhin demontiert.

Entstehung und Liquidierung des Olbernhauer Anthrazit-Werkes GmbH

(nach einem mündlichem Bericht)

Am Heidenweg in Olbernhau, der am Bruchberg entlang nach Rothental führt, liegen die Halden des ehemaligen Olbernhauer Anthrazit-Werkes.

Ihre kahlen Flächen sind heute von Pappeln, Erlen und Birken überwachsen. Hundehalter dressieren dort mit großer Geduld und mit Fleiß ihre Tiere. Bald wird vergessen sein, warum man da und dort noch vom Olbernhauer Anthrazit-Werk redet. Gewiss, man fand dort in den letzten Elendstagen des Krieges dringend benötigte Hausbrandkohle, Kohlenschlamm, der getrocknet eine gute Heizkraft entwickelte und über Nottage hinweghalf. Aber warum das möglich sein konnte, die mit diesem Halden verbundenen Zusammenhänge verlieren sich.

Wenig ist schriftlich festgehalten, was über die Kohlenfunde und Kohlenaufbereitung in Olbernhau und Umgebung berichtet. Darum soll hier niedergeschrieben sein, was Herr Otto Spitzner, Olbernhau, der einer der letzten noch lebenden Angestellten des ehemaligen Anthrazitwerkes sein dürfte, aus seiner Erinnerung heraus darüber zu berichten weiß.

Die Gründung des Werkes

Etwa um 1895 wurde man im damaligen Brandau auf dem Boden des Rothenhausener Herrschaft auf Kohlevorkommen aufmerksam. Man soll sogar in den Wäldern oberhalb des Ortes am Steindl Kohle über Tage gefunden haben. Um 1898 begann behelfsmäßig der Abbau der Kohle. Es handelte sich um eine sehr harte Anthrazitkohle, die einst durch Berührung mit aufquellenden feuerflüssigen Gestein (Basalt)große Härte erhielt. Die englische Anthrazitkohle ist ihr gegenüber weicher.

Der Unternehmer dieser Kohlenförderung war ein millionenreicher Rittergutsbesitzer aus Mecklenburg. Sein Bestreben ging dahin, durch Bergwerke seinen Besitz zu vermehren. Er ließ sich durch Hochwohlgeborenen Herr Rittergutsbesitzer J. Schluzius-Karo nennen (Karo war sein Rittergut in Mecklenburg). Einmal nur ist er nach Olbernhau gekommen, und zwar in einem Sonderzug. Er beteiligte sich später an der Gewinnung von Diamanten auf den Diamanten-Feldern von englischen Kolonien, erwarb sich Kohlenfelder an der Grenze Galiziens, um Kohlen abzubauen. Alles Bestrebungen, um auf leichte und bequeme Weise seinen Reichtum zu vermehren. Aber der erste Weltkrieg zerstörte seine Pläne. Schluzius mag schwere Vermögensverluste erlitten haben. Er nahm sich selbst das Leben.

Erwähnt sei noch, das Schluzius eigentlich von Beruf Kaufmann war. Er arbeitete anfänglich in einer Magdeburger Firma. Zusammen mit einem Ingenieur, der aber bald starb, wurde er auf Thomasmehl aufmerksam. Ihm wurden die Schlacken an Gießereien kostenlos zum Abbau überlassen, da man ihren Wert nicht kannte. Er ließ sie an Ort und Stelle zu Mehl vermahlen und verkaufte dieses als Düngemittel weiter. Vielleicht bildete sich auf dieser Weise die Grundlage seines immensen Reichtums.

Die Entwicklung des Werkes

In Brandau wurden zwei Schächte errichtet: Etwas Nordöstlich vom Schafferhof entstand die „Gabriela-Zeche“, in der Nähe der Schweinitz der „Johannisschacht“. Hier stieß man auf das größte Kohlevorkommen. Das Flöz war anfänglich etwa 3m stark. Allerdings konnte die Kohle in Brandau nicht mit der Eisenbahn abtransportiert werden, da die Bahnlinie von Olbernhau nach Deutschneudorf noch nicht existierte. So errichtete man in Olbernhau am Heidenweg in der Nähe des Grünthaler Bahnhofes die sogenannte Separation (Trennung der Kohle von fremden Bestandteilen, Aussortierung nach Güteklassen). Man würde heute sagen, die Aufbereitung der Kohle wurde in Olbernhau vorgenommen. Der Transport von Brandau nach Olbernhau wurde von den Firmen Lorenz, Sachse und Steinert mit Pferdegeschirren ausgeführt. Er verursachte dem Unternehmen große Kosten. Primitiv war anfänglich die Förderung. Die Bergleute stiegen auf Leitern in die Schächte ein. Von Rothental aus hatte man einen Stollen vorgetrieben zum eigentlichen Schacht und brachte auf Hunten durch den Stollen die Kohle ans Tageslicht. Doch bald ging man zu moderneren Förderungsverfahren über. Ab 1904 vollzog es sich elektrisch. Um die hohen Transportkosten mit Pferdegeschirren einzusparen, errichtete man 1906 eine etwa 3km lange Seilbahn, die im April 1907 in Betrieb genommen wurde. Sie führte geradlinig von Brandau über das Hüttengelände zur Olbernhauer Separation am Heidenweg.

Die Tiefe des oberen Schachtes betrug ungefähr 220 bis 250m. In Brandau waren ca. 120 Arbeiter beschäftigt, Olbernhau bei der Separation 50. Angestellte besaß das Werk in Olbernhau 5, in Brandau 4. Die Arbeiter stammten zum großen Teil aus Rübenau und aus dem damaligen Kallich. Sie hatten ein hartes Tageswerk abzuleisten und außerdem einen weiten Weg bei jeder Witterung zu ihrer Arbeitsstelle zu gehen. Das Anthrazit-Werk wechselte mehrmals seine Firmierung, z.B. „Joh. Schluziussche Kohlenaufbereitung“, zuletzt „Olbernhauer Anthrazit-Werk GmbH“.

1916, mitten im ersten Weltkrieg, brannte durch unvorsichtigen Umgang mit Teer die Olbernhauer Separation und ein Teil des Seilbahn ab. Beides wurde aber wieder aufgebaut bzw. instand gesetzt.

Die geförderte Kohle

Die aufbereitete Kohle wurde zum Hausbrand, für Generatoren und als Kesselkohle verwendet. Die Feinkohle lieferte man an Ziegelbrennereien, Glashütten, später auch Zementwerke. Oft bestanden Absatzschwierigkeiten – besonders bei Feinkohle – und die Berge abgebauter und aufbereiteter Kohle häuften sich an. Dies geschah vor allem in den Sommermonaten. Die Reinigung führte man mit Wasser durch, das vom Bruchberg herabfloss und das hernach in einen Schlammteich (das heutige Schwimmbad) abgeleitet wurde. Dieser musste häufig unter hohen Kostenaufwand entleert und gesäubert werden. Das musste mit Schaufeln geschehen, da modernere und rentablere Geräte nicht zur Verfügung standen. Trotz dieser Bemühungen um Reinigung der Kohle erhielt das Werk oft Beanstandungen. Die Abnehmer bemängelten, die Kohle sei nicht sauber genug, sie sei mit einer Schmutzschicht überzogen.

Die Liquidierung des Werkes

1925 kam das Olbernhauer Anthrazitwerk zum erliegen, 1926 erfolgte seine entgültige Liquidierung. Es erwies sich der hohen Kosten wegen als unrentabel. Man musste doch doppelte Steuern zahlen, an Österreich bzw. an die Tschechen und an Deutschland. An die Hütte musste der Seilbahn wegen die Kesselkohle verbilligt abgegeben werden. Der Wiederaufbau der Separation und eines Teiles der Seilbahn nach dem Brande 1916, Absatzschwierigkeiten, dazu die kostspieligen Teichentleerungen verursachten zu hohe Kosten. Der Hauptgrund der Liquidierung aber lag darin, dass die Flöze an Umfang abnahmen, so dass sich ihr Abbau nicht mehr lohnte.

So nahm ein Unternehmen ein Ende, das durch Schächte, Halden, Schlammteich und Seilbahn der Gegend an Flöha, Natzschung und Schweinitz eine bergbauliche Note gab. Bald werden die letzten äußeren Spuren davon, auch der Name Anthrazit-Werk, ganz verschwunden sein. Heute arbeiten Werktätige in ganz anderen Industriezweigen und schaffen am Aufbau der neuen Gesellschaftsordnung. So wandeln sich noch unter den Augen der lebenden die Arten der Produktion, der Wirtschaft und der gesellschaftlichen Verhältnisse. In der Bewegtheit unseres Lebens aber vergessen wir, was vordem war und werden des sich vollziehenden Wandels nur zu oft kaum bewusst.

nach Aufzeichnungen von Paul Roder, ehemaliger Ortschronist von Olbernhau