Bergbau im Raum Katharinaberg
Der Sage nach ging eines Tages eine auf dem Meierhof dienende Magd aufs Feld, um Futter für das Vieh zu sicheln. Dabei fand sie ein glänzendes Metall, das nudelförmig aus der Erde ragte. Davon berichtete sie ihrem Herrn, der sich sogleich zum Fundort begab. Er ließ den Fund von Sachverständigen untersuchen, die ihn als silberhaltig erkannten. An dieser Stelle wurde ein Schacht geteuft und nach der Entdeckerin Katharinaschacht genannt. So weit die Sage.
Der Stadtchronist Alois Walter meint, dass der erste Stollen durch meißnerische Bergleute schon kurz nach 1300 an der Ostseite des Berges in der Nähe der Wiesenmühle angeschlagen wurde. Es soll der „Himmelfahrter Gang“ gewesen sein. Diese Anlagen wurden durch die Hussiten 1429 zerstört. Da alle schriftliche Unterlagen aus der Zeit vor 1528 untergegangen sind, wissen wir nicht, ob und wann der Bergbau nach den Hussitenstürmen wieder betrieben wurde. Es soll um 1486 gewesen sein.
Das Gebiet von Katharinaberg gehörte mindestens seit Anfang des 14. Jahrhunderts zur Grundherrschaft Rothenhaus. Als Eigentümer werden die mächtigen Herrn von Bergau und ab 1386 die von Kolditz genannt. Die Kolditz waren damals auch Burgherren von Graupen. Beide Geschlechter waren bergwerkserfahren. Sie könnten den Katharinaberger Bergbau begründet haben. Als Förderer des hiesigen Bergbaus werden auch Wilhelm von Illenburg, Albrecht von Kompast (Konipast) und der Graupener Patrizier und Bergherr Lorenz Glatz von Althoff erwähnt.
Bereits 1480 werden aus den Zechen „Beim reichen Geschiebe“, „Eliser Gang“ und „Georgigruben“ reiche Erträgnisse vermeldet. Nach Mathesius und Albinus soll das Katharinaberger Silberbergwerk einst zu den vorzüglichsten Böhmens gehört haben.
Aus dem Umstand, dass es bereits kurz nach 1500 in der Nähe des Marktplatzes ein eigenes Bergamt gab, ist zu schließen, dass damals schon ein umfangreicher Bergbau betrieben wurde. Die Zuständigkeitsgrenzen des Bergamts umschlossen im Westen etwa die Linie Grünthal-Natschungbach über Kallich nach Görkau, im Süden von Görkau über Tschernitz, Obergeorgenthal, Oberleutensdorf bis Langewiese, im Osten längs des Fleyhbaches bis Fleyh und von dort westwärts über Göhren, Einsiedl, Gebirgsneudorf zurück nach Grünthal.
Als Glatz von Althoff 1516 starb, erbte seine Tochter Anna die Herrschaft Rothenhaus. Diese war mit Sebastian von der Weitmühl verheiratet. Zu dessen Besitzungen gehörten auch die Herrschaften Komotau und Schloss Brüx. Er war ein großer Förderer des Bergbaus, und Katharinaberg erlebte unter ihm seine eigentliche Blüte.
Im Ortsteil Grund betrieb er ein Kupferbergwerk, das den Namen „Kupferhall“ trug. Die Ausbeute war so gut, dass es 1517 eine Sonderstellung innerhalb der Weitmühlschen Besitzungen erhielt. Der Hauptstollen wurde später als „Nikolaistollen“ bekannt. Etwa um die gleiche Zeit soll am Berg das erste Silber gefunden worden sein (siehe obige Sage). Nun setzte ein Schurffieber ein, das Alle erfasste. Bald kam die Kunde vom großen „Berggeschrei“ auch in andere Bergreviere.
Der fortschreitende Bergbau erforderte immer mehr Kapital. Die beiden großen Zechen waren die Katharinazeche und die Nokoleizeche. Erstere hatte ihren Grubenanteil mit dem Katharinastollen und dem Katharinaschacht aufgeschlossen. Die Nikoleizeche baute auf dem nördlichen Teil des Nikolei-Stehenden. Bei dieser war der österreichische Staat Mitgewerkschafter (Miteigentümer), während die Katharinazeche vorwiegend sächsischen Gewerken gehörte. Ab 1539 floss auch ausländisches Kapital in das Bergstädtchen. Der Nürnberger Handelsmann Conrad Weber und der Annaberger Hans Lynhard schlossen mit den Brüdern Merten und Lorentz Henel vor dem Katharinaberger Richter Andreas Vorgelhaut einen Handelskontrakt, demzufolge die Gebrüder Henel für einen Zentner gutes Kupfer ½ fl und für ein Lot Silber ebenfalls ½ fl erhielten. Das von ihnen angekaufte Erz kam in die Saigerhütte nach Grünthal zur Weiterverarbeitung.
Bis zum Tod des Sebastian von der Weitmühl im Jahre 1549 standen die Katharinaberger Bergwerksanlagen in voller Blüte. Am 12. November 1554 verkaufte sein Sohn Johann das Erbgut Rothenhaus einschließlich aller Anlagen in Katharinaberg um 24.000 Meißner Groschen oder 54.000 Thaler an den sächsischen Kämmerer Christoph von Karlowitz zu Hermannsdorf. Dieser entdeckte 1554 das Alaunlager bei Görkau und errichtete hier 1556 bis 1564 die St.-Christoph-Zeche. Mit dem Alaunwerk verschuldete sich Christoph von Karlowitz so stark, dass er 1576 die Herrschaft Rothenhaus an seinen Stiefsohn August von Gersdorf um 64.000 fl verkaufte. Als Christoph von Karlowitz am 8. Januar 1578 starb, hinterließ er seinen Neffen Rudolf und Wolf von Karlowitz ein hoch verschuldetes Erbe.
In den folgenden Jahrzehnten wechselten die Grundherren in schneller Folge. Von 1579 bis 1594 waren drei Glieder aus der Familie Lobkowitz die Besitzer von Rothenhaus. Als Georg Popel von Lobkowitz 1593 beim Kaiser in Ungnade fiel, zog der Fiskus am 24. April 1594 dessen Besitzungen zu Gunsten Kaiser Rudolf II. ein. Im Jahr 1605 wurde der Lobkowitzsche Besitz in drei Teile geteilt und verkauft.
Als am 19. Dezember 1605 der Burggraf des Königgrätzer Kreises Adam Hrzán von Harasow um 250.000 Rheinische Gulden oder 25.000 Schock Meißner Groschen Rothenhaus mit den dazugehörigen Besitzungen, darunter Katharinaberg, erwarb, trat für die Bergstadt eine dramatische Wende ein. Der neue Herr war hart und knauserig, er hatte wenig bergbauliches Verständnis. Seine Söhne ähnelten dem Vater. Adam Hrzán verlangte die Aushändigung der städtischen Privilegien und des freien Bergsiegels, strich die Deputate, hob die Schurfgelder auf, ließ die Bergwerkseinrichtungen eingehen und die im Grund stehende Schmelzhütte zu einer Schenke umbauen. Es war die bis zur Vertreibung existierende „Herrnschänke“.
Der Niedergang des Bergbaus während der Herrschaftszeit der Hrzáns verlief erst allmählich. Die Familie hielt auch nur einen Teil der Zechen. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges stand der Katharinaberger Bergbau unter der Leitung des sehr tüchtigen Bergmeisters Georg Sattler noch in voller Blüte. Unerschrocken trat er dem Hrzán entgegen. Die grundherrlichen Schikanen waren aber so nachhaltig, dass die Abwärtentwicklung des Bergbaus ab 1628 durch Abwanderung der tüchtigsten Kräfte nicht mehr aufzuhalten war.
Hrzán zwang die Bewohner der freien Bergstadt zur Holzrobot, führte neue Abgaben ein und steckte Widerborstige ins Gefängnis. Die hiergegen erhobenen Beschwerden drangen schließlich bis zum Kaiser vor, der Hrzán 1609 gebot, seine Maßnahmen aufzuheben, soweit sie gegen die der Stadt und dem Bergbau gewährten Privilegien verstießen.
Nach fast hundertjährigem Eigentum verkaufte Sigismund Valentin von Hrzán die Herrschaft Rothenhaus mit Katharinaberg 1707 an den Fürsten Joachim Andreas von Lichtenstein. Er wurde nach seinem Tod 1712 von seiner Gemahlin, geborene Gräfin von Dittrichstein, und diese 1720 von ihrer Tochter Dominika Magdalena, später vermählte Fürstin von Auersperg, beerbt. Fürst Johann Adam Auersperg wurde durch Erbschaft vom Vater und einen Familienvertrag vom 9. April 1766 alleiniger Besitzer von Rothenhaus. Im Jahre 1771 verkaufte er die Herrschaft um eine Million Gulden an den Grafen Johann Alexander von Rottenhan.
Nach dem Abtreten der Familie Hrzán blühte der Bergbau in Katharinaberg wieder auf; ab 1760 etwa wurden aber die Erze immer ärmer. Der Versuch, den Abbau in die Tiefe vorzutreiben, stieß wegen des aufkommenden unterirdischen Wassers auf immer größere Schwierigkeiten. Die damals ausgebrochenen Kriege verhinderten größere wirtschaftliche Investitionen. So ging es 1786 mit dem Bergbau in Katharinaberg zu Ende. Als einziger Gewerke arbeitete der österreichische Staat weiter, um die Fahrbarhaltung der Gänge zu gewährleisten. Doch 1807 wurde der Bergbau ganz eingestellt.
Eine Gewerkschaft aus Katharinaberger Bürgern versuchte mit einem Anlagekapital von 100.000 Gulden von 1846 bis 1854, auf der „Nikolai-Katharina-Frisch-Glück-Silberzeche“ noch einmal zu schürfen. Mit einem Obersteiger und vier Berghäuern wurden ungefähr 2000 Zentner Kupfererze, 50 bis 60 Fuhren Pochgänge nebst einigen Zentnern Bleierze gewonnen und aufgehäuft. Die Proben ergaben, dass ein Zentner Kupfererz 10 bis 50 Pfund Kupfer und 5 bis 6 Lot Silber, ein Zentner Bleierz 20 bis 80 Pfund Blei, 4 bis 18 Lot Silber und 2 bis 4 Pfund Kupfer, und von den Rotgiltigerzen, welche vor allem bei dem „Reichen-Trost-Flachengang“ von edler Formation waren, per Zentner 100 bis 200 Lot Silber enthalten und zu erwarten war, bei größerer Teufe noch bedeutend reicher werden, zumal vorkam, dass dieser Gang ganz gediegenes Silber enthielt. Wegen Geldmangel konnte aber weder ein Pochhaus, noch eine Wäsche erstellt werden. Am 4. Juni 1859 wurde die Zeche stillgelegt.
Selner schreibt 1860: „Nach geognostischen Verhältnissen beurteilt, berechtigt die Wiederaufnahme des Bergbaues zu den schönsten Erwartungen und zu der sichersten Aussicht auf Überschüsse, sobald diese nach umfassenden rationellen Plänen eingeleitet und von den nötigen Geldmitteln unterstützt wird, indem ein jährliches Ausbringen von 1000 Zentner Kupfer zu 75 fl per Ztr., 500 Mark Silber zu 26 fl pro Mark und 200 Ztr. Blei zu 10 fl per Ztr. anzuhoffen ist.“
Jahrzehnte später machte die Brüxer Kohlebergbaugesellschaft einen Versuch zur Wiederinbetriebnahme. Die Arbeiten begannen am 15. Januar 1900. Der Nikolaigang wurde in einem vierten, tieferen Lauf auf seine Erzführung geprüft. Die Ergebnisse waren aber so unbefriedigend, dass am 21. Juni 1904 die gänzliche Betriebseinstellung erfolgte.
Das Bergamt Katharinaberg wurde 1790 aufgelassen und 1818 die seit alters her bestehende Katharinaberger Bruderlade mit der im Klostergrab vereinigt. Fünfhundert Jahre Katharinaberger Bergbausgeschichte waren zu Ende.
In den hiesigen Stollen wurde Kupfer, Silber, Eisen, Blei, Arsen, Zinn und Zink gefunden.
Quelle: www.gebirgsneudorf.de



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