Brandau (Brandov)

ist eine Gemeinde im Ústecký kraj in Tschechien.

Lage

Brandov liegt im böhmischen Erzgebirge im Grenzzipfel zum etwa vier Kilometer nordwestlich gelegenen Olbernhau in Sachsen, am Zusammenfluss von NatzschungSchweinitz und Flöha. Alle genannten Flüsse bilden abschnittsweise die Staatsgrenze zu Deutschland im Westen bzw. Osten der Gemeinde. Es besteht ein PKW-Grenzübergang ins benachbarte Olbernhau.

Gemeindegliederung

Für die Gemeinde Brandov sind keine Ortsteile ausgewiesen. Zu Brandov gehören die Ortslage Zelený Důl (Böhmisch Grünthal) und die Wüstung Schweinitzmühle.

Nachbarorte

  Olbernhau  
Kalek (Kallich) Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Olbernhau
  Hora Svaté Kateřiny (Sankt Katharinaberg)  

Geschichte

 

Kirche Erzengel Michael

 

Brandov – obecní úřad

 

Modellbahnausstellung Pockau, Empfangsgebäude Brandau

Brandau, tschechisch Brandov liegt im böhmischen Erzgebirge im Grenzzipfel zur sächsischen Kleinstadt Olbernhau in Sachsen. Zu erreichen ist Brandau am besten aus Richtung Olbernhau über den kleinen Grenzübergang in Olbernhau-Grünthal.

Brandau hat eine recht interessante Geschichte.

Der Ort wurde im 16. Jahrhundert gegründet, die ersten schriftlichen Nachweise stammen au dem Jahr 1549. Seinen Namen erhielt Brandau vermutlich von einer Brandrodung. Brandau war einst unter Anderem bekannt durch seine Eisenerzfunde.

Auch nach Kohle wurde in den Jahren nach 1851 gegenüber dem Haus Nr. 10 vergeblich gesucht. Erst später wurden weitere Bohrungen durchgeführt, diesmal mit Erfolg. Man fand im Wald beim Pferdebach (Koňský potok) Steinkohle. Kurz darauf wurde eine Gesellschaft gegründet, die von den Direktoren der Eisenwerke in Kallich (Kalek) geführt wurde. 1853 begann man mit der Gewinnung der Kohle. Die Grube erhielt den Namen „Gabriele“ zu Ehren von Gräfin Marie Gabrielle von Buquoy, der Besitzerin des Schlosses Rothenhaus. Nach dem Tod der Gräfin kam es zum Niedergang des Bergwerks, so arbeiteten 1876 nur noch 6 Bergarbeiter im Schacht.

Der Besitz Rothenhaus wurde an die Tochter Isabella vererbt, deren Tochter Maria Gabriele Prinz Ludwig Karl Gustav von Hohenlohe-Langenburg heiratete. Der Prinz fiel am 26. Juli 1866 in der Schlacht bei Königgrätz, seinen Besitz übernahm sein Sohn Gottfried.

1893 erwarb der Berliner Kaufmann und Unternehmer Johannes Schlutius (1861–1910) die Bergwerke. Unter seiner Führung entwickelte sich das Unternehmen positiv. Durch die neu erschlossenen Anthrazitkohle-Vorkommen wuchs die Anzahl von 15 Bergleuten 1900 auf 92. Im Juni 1898 wurde das Bergwerk modernisiert, es wurde eine Bahn gebaut. Ende des 19. Jahrhunderts wurde Brandau zum Pfarrdorf ernannt. Neben der Kirche St. Michael gab es im Dorf eine Postagentur und eine Mühle. Die Bewohner waren vor allem im Bergbau tätig waren und fertigten Holzspielzeug. Die Gemeinde selbst gehörte zum Gerichtsbezirk Katharinaberg.

Ein weiteres Bergwerk, der „Glückauf-Schacht“ war durch eine Transportseilbahn mit Olbernhau in Sachsen verbunden. Dorthin wurde die meiste Kohle gebracht und als „Olbernhauer Anthrazitkohle“ vermarktet.

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde die Grenze zu Sachsen geschlossen. Auch die Telefonleitungen wurden gekappt und die Kohle lag nun in Brandau auf Halde. Erst nach langwierigen Verhandlungen durfte die Kohle wieder nach Sachsen befördert werden.

Auch die Eidsenbahn fuhr einst durch Brandau. Am 15. Juni 1928 eröffnete die Bahnstrecke Olbernhau-Deutschneudorf.  Der Haltepunkt Brandau lag als einzige Station der Strecke  auf tschechoslowakischem Territorium und ging erst ein Jahr nach der Streckeneröffnung 1927 in Betrieb. Das kleine, eingeschossige Empfangsgebäude in Fachwerkbauweise enthielt neben Warte- und Dienstraum auch Räumlichkeiten für die tschechoslowakischen Grenz- und Zollbeamten. Nach 1945 wurde der Haltepunkt aufgrund der geänderten politischen Situation nicht mehr bedient. Die Hochbauten wurden um 1970 abgerissen.

Während des Zweiten Weltkriegs erwog man, die Kohleförderung wieder aufzunehmen. 1942 wurde dieser Gedanke endgültig verworfen. Die Kohlereserven waren völlig aufgebraucht. 1946 wurde mit der Vertreibung der Deutschen Bevölkerung begonnen. Für die Deutschen kamen zwar Tschechen; aber das Dorf verlor bis 1950 über 2000 Einwohner. Auch in den folgenden Jahren ging die Anzahl der Einwohner stetig zurück. Heute leben hier 268 Menschen, und das Dorf dient als Naherholungsort.

Der Ort ist Bestandteil des Projekts Sächsische Kohlenstraße.

Quelle: Steffen Träger und Wikipedia