Eine lustige Geschichte aus Brandau, 1937

 

Eine Geschichte, die sich laut Fridolin Schmidt im Herbst 1937 genau so zugetragen haben soll.

Herr Schmidt und sein Freund Karl waren „Jungturner“. Sie trafen sich oft und verbrachten viel Zeit miteinander. Zwei mal in der Woche gingen sie abends zur Turnstunde oder zum Heimatabend in den „Schützenhansl“-Saal. Der befand sich am Gasthof „Zum Hirschen“.

So geschah es auch an einem nieseligem Spätherbstabend des Jahres 1937. Die Beiden Freunde wohnten in der Kolonie, also im mittleren Dorf rechts in Richtung Natzschung.

Man holte sich ab und lief zur Dorfstraße, um dann weiter zum Hirschen ins niedere Dorf zu gelangen..

Auf halbem Weg brummelte Karl: „Verflixt noch mal, ich muss mal dringend aufs Häuschen!“. Das sch… Wetter und sein durchnässter Lodenmandel hinderten ihn daran, sich links oder rechts auf dem Feld, Erleichterung zu verschaffen. An der Einmündung zur Dorfstraße stellte Karl sich auf die Zehenspitzen. Nach Abklingen der „Wehen“, zog er den Mantel aus, warf ihn Fridolin Schmidt zu und sagte, ich mache jetzt den Endspurt. (ca. 200m zum Turnlokal). Noch einmal sah ihn Herr Schmidt im Straßenlampenlicht anhalten und die Zehenspitzenstellung einzunehmen.

Inzwischen war auch er im Turnsaal angekommen. Er saß auf dem Pferd und klopfte Witze mit seinen Kameraden.

Da flog die Saaltür auf und sein Freund Karl trat mit hochrotem Kopf herein, vom Lachkrampf geschüttelt, der so ansteckend war, dass alle 20 Jungturner mitlachten, obwohl sie nicht wussten, worum es eigentlich ging.

Mit vielen Unterbrechungen entlockten sie Karl folgende Begebenheit:

Mit großer Mühe erreichte er ohne Katastrophe das Stille Örtchen. Unterwegs hatte Karl alle Hemmnisse, wie Gürtel und Knöpfe geöffnet. Mit Erleichterung hockte er sich nieder, um Sekunden später entsetzt festzustellen, dass das Porzellan einen noch geschlossenen Deckel hatte.

In seiner Not riss er den Deckel hoch! Dieser katapultierte das Unaussprechliche an die Wand. Das eigentliche Problem war, dass im Klo noch kein Licht brannte.

Die Sache kam eine Woche später zu einer Turnstunde mit älteren Turnern noch einmal zur Sprache. Bei einer anschließenden Feier meldete sich der Saalwirt lautstark zu Wort.

Er sagte sinngemäß: Vorige Woche hat sich eine große Sauerei ereignet. Ein Jungturner hat auf den Klodeckel geschissen und nicht genug damit, hat er dasselbe auch noch gleichmäßig an der Wand und auf dem Fußboden verteilt!

Die Reaktion auf diese Anklage soll nicht betretenes Schweigen sondern dröhnendes Lachen, vor allem bei den Wissenden gewesen sein.

Auch dem Saalwirt konnten sie an diesem Abend noch ein verhaltenes Lachen abringen, als sie ihm die Krisensituation mit dem fehlendem Licht schilderten.

Die Postkarten zeigen die „Kolonie“ im Jahre 1927 und das Gasthaus „Zum Hirschen“ im Jahre 1912