Schneidermeister Ludwig Schmoz. "Ein weltberühmtes Katharinaberger Original"

Schneidermeister Ludwig Schmotz, ein weltbekanntes Katharinaberger Original.
Mein Aktionsradius ist vorübergehend recht klein geworden. Die Kamera hängt am Haken, das Auto steht in der Garage, der Böhmische Erzgebirgskamm und der Brandauer Lindengarten sind unerreichbar.
Deshalb will ich euch ein paar Episoden aus dem Leben vom Katharinaberger Original, Ludwig Schmotz erzählen.
Der Alte Schmotz, so hat er geheißen, ein langer, hagerer, selbstbewusster Herr, der einst täglich über den Marktplatz, die Straßen und Gassen des alten Katharinaberg stolzierte. 1000 Schritte sollen es täglich gewesen sein.
Sommerfrischler (Heute würde man sagen, Touristen) die ihm begegneten, bekamen immer den selben Spruch zu hören:
„Ich sitze im Brüxer Stadttheater.“ So begannen seine Erzählungen. „Da spricht mich ein Herr an: Sagen Sie mal, sind sie nicht aus Katharinaberg?“ „Jawohl, das bin ich. Ich bin nämlich Ludwig Schmotz, Schneidermeister aus Katharinaberg.“
Er führte die Besucher der Stadt über den Marktplatz durch die Steingasse zum schönsten Aussichtspunkt von Katharinaberg.
Von dort hatte man einen herrlichen Blick in den niederen Grund, nach Oberlochmühle, Olbernhau, Brandau und bei guter Sicht bis nach Augustusburg.
Anfangs wurde Schmotz bespöttelt. Später fand er durchaus Anerkennung.
Der Stadtrat beschloss, an seinem Lieblingsaussichtspunkt eine Ruhebank und ein Schild aufstellen zu lassen. Man nannte es „Ludwig Schmotz-Warte“.
Schmotz, den immer Anstand und Würde zierten sprach stets in gepflegtem Hochdeutsch. Mundart, so sagte er, überlasse ich den anderen.
In der k.u.k Zeit lagen wohl die besten Zeiten seines Lebens. Viele Jahre war er im Stadtrat und tat als Oberschulinspektor seinen Dienst.
Zur Einweihungsfeier der neuen Schule im Jahre 1908 hatten sich hohe Gäste aus Brüx angesagt. Jeder der Herrschaften sollte zur Eröffnung eine Rede halten. Natürlich hatten sich die Herren am Vorabend der Feier ordentlich einen auf die Lampe gegossen. Keiner der Hohen Festredner soll am nächsten Tag in der Lage gewesen sein, ohne Gestammel und Gestottere seine Rede zu halten.
Der Alte Schmotz, als Oberschulinspektor hatte am Abend zuvor auch einen Ordentlichen zur Brust genommen. Doch er war der Einzige, der seine Festrede fehlerfrei zum besten gab. Tosenden Applaus und Anerkennung waren der Dank.
Mir fällt noch ein, im alten Katharinaberg gab es einen, der den Schmotz überhaupt nicht leiden konnte. Es war der Wirt vom Hotel Wagner am Marktplatz. Er amüsierte sich stets an seinem Fenster, wie der Alte Schmotz sich nach jedem Stückchen Papier bückte, und es aufhob.
Ordnung und Sauberkeit lagen Ludwig Schmotz sehr am Herzen. Er selbst fühlte sich dafür verantwortlich, für den Glanz seiner Stadt.
Wenn er wieder einmal Besucher zu seinem Aussichtspunkt geschleift hat, schickte der Hotelwirt vom Hotel Wagner, Eduard Wagner seine Enkelkinder mit einer Zeitung auf den Markt. Sie sollten sie zerreißen und die Schnipsel gleichmäßig auf dem Markt verteilen. Mit den Besuchern zurückgekommen, hatte Schmotz schimpfend seine liebe Not, all die verstreuten Papierschnipsel aufzulesen.
Ihr könnt euch vorstellen, dass der Hotelwirt am Fenster saß und sich köstlich amüsierte.
In den Jahren des zweiten Weltkrieges segnete Ludwig Schmotz im stolzen Alter von 87 Jahren das Zeitliche.
Ich denke, er sollte als Stück Alt-Katharinaberger den Brandauer Heimatfreunden in Erinnerung bleiben.